Hausnummer 88

Hausname: "Grätler"

Anton Meichelböck wurde Grätler genannt und brachte den Hausnamen von Hausnummer 29 (jetzt Angerweg 1) mit. Er kaufte das Anwesen 1826. Der Hausname ist noch gebräuchlich und sehr verbreitet.

alte Hausnummer: 88
jetzt: St.-Anna-Str. 23
jetziger Besitzer: Meichelböck, Georg

 1570: Georgi und Barbara Unsinn werden auf dem Anwesen erwähnt.

1576: Im Lehensbuch ist der Kauf von acht Tagmad Stiftslehen belegt.

Tagma(h)d - Flächenmaß in der Größe eines Tagwerks, 0,3414 Hektar; ursprünglich die Grasfläche, die ein Mäher an einem Tag mähen konnte.

1594: In der Türkensteuerbeschreibung wird Georgi Unsinn gleichzeitig bei zwei weiteren Anwesen erwähnt: bei Haus Nr. 113 mit "Herrenbestandsgut zu St.Mang" und im Haus Nr.87 mit "Haus und Gärtle dem Gotteshaus Steingaden".

Diese Häufung ist sehr ungewöhnlich und war in Burggen einmalig. Die Ursache hierfür ist unbekannt.

1650: Das Anwesen wurde als "Hohenschwangauisch Lehen" bezeichnet.

1701: In einer Steuerbeschreibung ist der Hof als "Rottenbuchisch Herrengut" vermerkt.

1727: Johann Josef Höfler heiratete zwischen 1727 und 1757 fünf-mal.

1795: beim großen Dorfbrand abgebrannt.

1796: Franz Ortlieb lieh sich vom Kloster Rottenbuch 450 Gulden für den Wiederaufbau des Hofes und gab seine Äcker und Wiesen als Sicherheit. Nach der Säkularisation 1803 (und der damit verbundenen Auflösung des Klosters Rottenbuch) übernahm der Staat Bayern die Forderungen aus dem Darlehen.

1826: Anton Meichelböck erwarb das Anwesen. Der Familienname besteht somit seit 177 Jahren auf dem Haus.

1888: Am 26. Juni brannte der Hof nach einem Blitzeinschlag ab.

1979: Der landwirtschaftliche Teil des Hauses wird komplett erneuert.

Als das Anwesen 1888 durch Blitzeinschlag abbrannte, wurde beim Wiederaufbau die östliche Giebelseite mit einem Balkon versehen. Es war damals nicht üblich, ein Bauernhaus mit einem schmiedeeisernen Balkon auszustatten. 

Josef Meichelböck wanderte 1924 in die USA aus und lebte mit seiner dort gegründeten Familie in der Nähe von New York. Anlässlich eines Familienfestes besuchte er nach 30 Jahren wieder seine Heimat. Mittlerweile ist Josef Meichelböck in den USA verstorben. Die Urne wurde nach seinem Willen in Burggen beigesetzt.

 

Auswanderung:

Zwischen 1830 und 1930 verließen über 8 Millionen Menschen Deutschland. Der Großteil der Auswanderer wählte die USA als neue Heimat, meist den Mittleren Westen. Die Gründe für die Entscheidung, das Land zu verlassen, waren ökonomischer, sozialer und politischer Natur. Die meisten Auswanderer waren Männer im besten Arbeitsalter  zwischen 15 und 40 Jahren. Zunächst handelte es sich vor allem um Kleinbauern aus Süddeutschland, später auch um Landarbeiter aus Ostdeutschland. Die Schifffahrt kostete etwa ein durchschnittliches Jahreseinkommen.

Zu Zeiten der Segelschiffe wurden die Auswanderer ins enge, dunkle Zwischendeck gepfercht.. Die Decks waren überfüllt, der Proviant und die hygienischen Zustrände schlecht. Die Fahrt in die USA dauerte im Schnitt 43 Tage. Um die Mitte des 19.Jahrhunderts starben deshalb nicht selten bis zu 20% der Auswanderer während der Überfahrt. Die seit 1895 eingesetzten Ozeanriesen brauchten nur noch 8 bis 14 Tage. Auch hier waren die Auswanderer streng von den übrigen Reisenden getrennt, obwohl das Geschäft mit ihnen die Überfahrt für die Reedereien erst rentabel machte. Wenn die Auswanderer endlich amerikanisches Festland betreten durften, fanden sie sich am unteren Ende der sozialen Leiter wieder, denn sie waren meist sehr arm. Nicht alle schafften es, sich in Amerika zu etablieren. Um 1900 kehrte etwa ein Drittel der Auswanderer in die Heimat zurück.

Aus Burggen sind mehrere Auswanderungen nach Amerika bekannt:

1835 Stefan Ludwig, ließ Frau und Kinder in Burggen zurück und wanderte im Alter von 60 Jahren aus.

1868 Franz Gebler, ledig, Verbleib unbekannt.

1876 Mathias Lang, ledig, von ihm sind Briefe aus den USA an seine Eltern und Geschwister erhalten.

1924 Josef Meichelböck , Burggen alte Haus Nr. 88 (siehe oben)

1926 Roman Reßle

1920/30 Isidor Lechner und dessen Bruder aus der Engenwies

St. Anna Strasse
Übersichtsplan

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